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Beitrag vom 12.02.2009
FELIX. Felix Mendelssohn-Bartholdy zum 200. Geburtstag
Yvonne de Andrés
Schätze aus Leben und Werk des großen Komponisten werden in der Staatsbibliothek zu Berlin gezeigt. Eine exzellente Ausstellung die bis zum 14. März 2009 MusikliebhaberInnen bezaubert
Die Staatsbibliothek Berlin ist in Bezug auf Mendelssohn-Bartholdy in einer glücklichen (felixen) Lage. 150 Exponate – darunter 40 Werkautographen, 30 Briefe und rund 20 Portraits – kann der Kurator (Roland Schmidt-Hensel, Leiter des Mendelssohn-Archivs und stellvertretender Abteilungsleiter der Musikabteilung) den BesucherInnen vorstellen. Es ist wohl die umfassendste Ausstellung zu Leben und Werk von Felix Mendelssohn-Bartholdy, die je gezeigt wurde.
Die Ausstellung zeigt die Geschichte der Berliner Mendelssohn-Sammlung auf. Zwei Stiftungen der Familie Mendelssohn bilden den Grundstock der Exponate für diese Schau. 1878 übertrug die Familie den Nachlass der damaligen Königlichen Bibliothek (heute Staatsbibliothek zu Berlin). Als Gegenleistung verpflichtete sich der preußische Staat, ein jährliches Stipendium für "befähigte und strebsame Musiker" bereit zu stellen. Dieser Verpflichtung ist er nachgekommen, jedoch mit Einschränkungen. Von 1934 an wurde der Preis in "Preußisches Staatsstipendium" umbenannt. Erst nach dem Ende des NS-Regimes fand eine Rückbenennung statt. Die zweite Stiftung von Hugo von Mendelssohn-Bartholdy übertrug 1964 das umfassend aufgebaute Mendelssohn-Archiv der Staatsbibliothek.
Briefe, Bleistiftskizzen, Reisetagebücher, farbige Aquarelle und Zeichnungen illustrieren die Lebensstationen des Komponisten. Neben dem Leben widmet sich die Ausstellung seinem kompositorischen Werk. Hier sieht man Originalhandschriften der berühmten Ouvertüre zu Shakespeares "Sommernachtstraum" op. 21., der Oper "Die Hochzeit des Camacho" op. 10, der Sinfonie A-Dur "Italienische Sinfonie" und der Sinfonie D-Moll "Reformationssinfonie", der Schauspielmusik zu "Antigone" und des zweiten Klavierkonzerts. Daneben sind Partiturfragmente des "Elias" Oratoriums, des 42. Psalms "Wie der Hirsch schreit", die Motette "Denn er hat seinen Engeln" sowie mehrere Kammermusik- und Klavierwerke zu sehen. Zu den ausgestellten Werken gibt es jeweils Hörproben. Wer dies alles in Ruhe nachlesen möchte, sollte den Ausstellungskatalog erwerben.
Felix Mendelssohn-Bartholdy wurde am 3. Februar 1809 in Hamburg geboren und starb am 4. November 1847 in Leipzig. Er war der Enkel des Philosophen Moses Mendelssohn und Bruder der ebenfalls als Komponistin tätigen Fanny Hensel, geborene Mendelssohn (1805−1847). Zwischen den Geschwistern bestand ein Leben lang eine enge Verbindung. Die Familie war jüdischer Herkunft, Mendelssohn und seine drei Geschwister ließen sich jedoch 1816 protestantisch taufen, die Eltern konvertierten 1822. Im Jahr 1811 zog die Familie infolge der französischen Besetzung Hamburgs nach Berlin. Besonders hervorzuheben ist seine Reise im Herbst 1821 mit Zelter, seinem Lehrer, zum Dichterfürsten Goethe nach Weimar, dem er vorspielen durfte. Goethe war ein wichtiger Seismograph für ihn. Briefe der Eltern berichten stolz von dieser Begegnung. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Berlin. Von 1829 bis 1832 hat er viele Reisen dessen Impressionen durch Reiseskizzen und Briefe uns erhalten geblieben sind. Seine beruflichen Stationen in Düsseldorf, die Berufung zum Gewandhauskapellmeister in Leipzig, die Berliner Intermezzi Anfang der 1840er Jahre und die Rückkehr nach Leipzig werden ausführlich illustriert.
Ebenfalls detailliert ist die Berufung Mendelssohn–Bartholdys 1841 dargestellt. Friedrich Wilhelm IV. hatte hochfliegende Pläne zur Reform der Akademie der Künste und des Domchores. 1842 wurde Felix Preußischer Generalmusikdirektor. Berlin aber blieb nur ein Intermezzo. Differenzen in der Umsetzung der Pläne und die zögerliche Haltung von Friedrich Wilhelm IV. ließen ihn 1843 wieder zurück nach Leipzig gehen.
Ein schwerer Schlag war der Tod seiner Schwester Fanny am 14. Mai 1847 von dem Felix Mendelssohn-Bartholdy sich nicht mehr erholte. Nach einer Reihe von Schlaganfällen starb er an deren Folgen am 4. November 1847.
AVIVA-Tipp: Wunderbar werden in der Ausstellung die Entstehungsgeschichten und diversen Fassungen der kompositorischen Werke dargestellt. Die Zusammenhänge zwischen Leben und Musik werden kongenial in dieser umfassenden Sammlung gezeigt. Hier wird eine Lebensgeschichte und die Geschichten dahinter plastisch erzählt.
FELIX. Felix Mendelssohn Bartholdy zum 200. Geburtstag
30. Januar – 14. März 2009
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Haus Potsdamer Straße 33, 10785 Berlin-Tiergarten
Eintritt frei
Montag - Samstag 11–19 Uhr
Donnerstag 11–21 Uhr
Sonntag, den 15. Februar 2009 16-21 Uhr
Kostenfreie Führungen durch die Ausstellung
Donnerstag, 19. Februar, 5. März 2009, jeweils um 18 Uhr
Dienstag, 10. und 24. Februar, 10. März 2009, jeweils um 16.30 Uhr
Samstag, 21. Februar 2009 um 11 Uhr sowie am letzten Tag der Ausstellung, Samstag, den 14. März 2009 um 15 Uhr
Begleitband zur Ausstellung
FELIX. Felix Mendelssohn Bartholdy zum 200. Geburtstag
von Roland Dieter Schmidt-Hensel und Christine Baur
Carus-Verlag, (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ausstellungskataloge, N.F., 53), erschienen Januar 2009
Kartoniert, 176 Seiten, m. 80 Abb.
ISBN 9783899481167
24,90 Euro (ab 30. Januar 2009 in der Ausstellung 19,90 Euro)
Eintritt frei
Weitere Informationen zum 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn-Bartholdy finden Sie unter: www.mendelssohn-2009.org
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:
Nachkommen von Moses Mendelssohn zu Gast in Berlin. Als CD-ROM erhältlich: "Die Familie Mendelssohn. Stammbaum von Moses Mendelssohn bis zur siebten Generation"
"Im Schatten des Bruders - Fanny Hensel" von o-ton-produktion.
"Fanny Hensel, geborene Mendelssohn" von Peter Schleuning
Quasi una Fantasia - eine Reise mit Fanny Mendelssohn" von Astrid Schmeda.
"Die anderen Mendelssohns - Dorothea Schlegel, Arnold Mendelssohn" von Elke Steiner.